Beziehungen,
Beziehungen, die uns stören,
bis hin zu Beziehungsstörungen
Der Start der Beziehung
Innerlich trägt jeder Mensch die Sehnsucht nach dem Geliebt und Angenommen werden in sich. Auch wenn wir manchmal bereits tief verletzt wurden und uns im Grunde nicht mehr wirklich auf einen anderen Menschen einlassen wollen.
Begegnet uns die Liebe, blühen wir auf. In der Anfangsphase der Verliebtheit ist alles wunderschön. Wir schweben auf Wolken. Der/die Partner/in an unserer Seite ist perfekt, auch seine/ihre Unvollkommenheiten finden wir anziehend. In der Phase der Verliebtheit lieben wir bedingungslos. Wir stellen keine Forderungen an den anderen und der andere stellt keine Forderungen an uns. Dies ist der Grund warum wir in der Verliebtheit so aufblühen und uns öffnen.
Der Alltag kehrt in die Beziehung ein
Aber irgendwann geht auch die größte Verliebtheit zurück. Dann begegnen wir uns als Paar im Alltag und dieser Alltag hat es in sich.
Zu Beginn war alles so aufregend, so besonders und intensiv. Wir konnten nicht genug vom andern bekommen.
Wenn wir den Partner aber jeden Tag um uns haben, dann brauchen wir irgendwann wieder eine Distanz. Die Kleinigkeiten, die wir vorher am anderen noch so liebenswert fanden, beginnen uns zu stören. Meist sind es nicht die großen Themen, die uns am meisten nerven. Es sind die alltäglichen kleinen Unachtsamkeiten und Dinge, die an unseren Gefühlen für den anderen zehren. Sei es dass die Frau das Gefühl hat, er hört ihr nie wirklich zu oder die ganze Hausarbeit bleibt immer an ihr hängen. Der Mann den Eindruck hat, er bemüht sich, tut alles für sie, aber sie schätzt es nie, es ist ihr nie genug. Außer beim Sex, da will sie nicht so viel wie er.
In solchen Situationen hilft es dem Paar, wenn sie eine wertschätzende Atmosphäre und Kommunikation zwischen sich aufbauen können. Dann ist es nämlich möglich, die alltäglichen Konflikte zu regeln, ohne sich gegenseitig zu verletzen.
Eine Beziehung zu führen gehört zu den größten Herausforderungen im Leben.
In Beziehungen kommen wir immer wieder an unsere Grenzen. Unsere eigenen aber auch die Grenzen des Partners geben die gemeinsamen Begrenzungen vor.
Wenn der Beziehungsalltag zum Kriegsgebiet wird
Manchmal entwickeln sich Beziehungen mit der Zeit zu Kriegsschauplätzen.
Der gegenseitige Kontakt ist vermint worden. Überall lauern die eigenen alten Verletzungen und neigen dazu, bereits bei kleinen Unachtsamkeiten mit Gewalt aus uns hervorzubrechen.
Nicht nur die Erfahrungen mit dem jeweiligen Partner fließen jetzt mit ein. Oft aktiviert der Partner in uns unwissentlich alte kindliche Wunden und Verletzungen. Dann fühlen wir uns von ihm massiv angegriffen und verletzt. Wir ziehen uns zurück oder schlagen zurück.
Im Grunde möchten wir alle nur geliebt werden, glücklich sein und so sein dürfen wie wir sind.
Doch die Gefühle der Verliebtheit sind vorbei. Jetzt fühlen wir uns vom anderen nicht mehr verstanden, akzeptiert, geschätzt sondern kämpfen verbittert darum. Zwischendurch gibt es vielleicht eine Versöhnung, aber der nächste Streit bahnt sich bereits in der Versöhnung an.
Was tun, wenn man den Menschen an seiner Seite doch einmal geliebt hat? Wenn man sich bemüht und alles probiert hat, es aber nicht mehr hinbekommt, mit ihm wieder eine wirkliche Beziehung zu führen.
Viele Menschen betrachten dies als ihr persönliches Scheitern.
Sie glauben, dass jeder Mensch im Grunde beziehungsfähig ist - nur sie selbst nicht.
Dabei ist die Fähigkeit, Beziehungen konstruktiv zu führen, keine, die wir von Geburt an in uns tragen. Die Fähigkeit, uns auf den anderen und auf uns selbst zu beziehen, erwerben wir erst durch Arbeit an uns selbst.
Hinweise auf eine mögliche Störung in der Beziehung
Wenn etwas in der Beziehung stört, beginnt uns die Beziehung zu stören.
Einige Hinweise, dass etwas Störendes in der Beziehung wirkt:
- Wenn wir den Partner für unser Leben verantwortlich machen.
- Wenn wir dem Partner die Schuld an unserem emotionalen Befinden geben und es ihm/ihr immer wieder vorwerfen.
- Wenn keine normale Kommunikation mehr stattfinden kann, weil es sofort zum Streit kommt.
- Wenn wir beginnen uns selber oder den/die Partner/in abzuwerten und klein zu machen.
- Wenn wir uns neben dem anderen alleine fühlen.
- Wenn wir dem anderen nicht mehr vertrauen.
- Wenn wir nicht ehrlich zu unserem Partner oder zu uns selbst sein können.
- Wenn wir dem anderen nicht mehr entgegen kommen wollen.
- Wenn wir laufend Forderungen an den anderen stellen.
- Wenn wir Liebe oder Sex einfordern.
- Wenn wir nichts mehr für die Beziehung tun wollen und vom anderem erwarten, dass dieser was für die Beziehung macht.
- Wenn wir wollen, dass der/die Partner/in sich endlich ändert.
- Wenn wir uns laufend bemühen, uns selber zu ändern, mit dem Ergebnis, dass wir uns laufend schlecht(er) fühlen, weil wir es nicht schaffen.
- Wenn wir uns immer wieder im gleichen Erfahrungskreis drehen, ohne heraus zu kommen.
- Wenn laufend unsere alten Verletzungen aktiviert werden.
Solche Themenbereiche zeigen auf, dass in unserer Beziehung etwas nicht im Fluss ist, dass etwas unsere gemeinsame Entfaltung einschränkt und bremst.
Anfangs bemühen wir uns noch, das zu ändern. Doch mit der Zeit gewöhnen wir uns daran und stumpfen ab. Auch an Leid und Unglück gewöhnt sich der Mensch.
Haben wir in der Beziehung resigniert, bindet uns dies. Unsere Lebendigkeit geht verloren.
Dann sitzen wir fest und es wird zunehmend schwieriger noch etwas zu ändern - bis wir im Endstadium das Gefühl haben, gar nichts mehr ändern zu können.
Beziehungsstörungen
Beziehungenstörungen sind immer auch Persönlichkeitsstörungen.
Informationen zur Entwicklung der Persönlichkeit und den Beziehungs- und Persönlichkeitsstörungen finden Sie hier:
Die Persönlichkeit
Persönlichkeitsstörungen
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