Die Persönlichkeit
Die Persönlichkeit formt sich aus unseren Erfahrungen heraus. Sie ist im Grunde eine Ansammlung von abgespeichertem Erfahrungswissen. Mit der Zeit entwickelt sich aus all diesem unterschiedlichen Erfahrungswissen eine eigene, höchst individuelle und komplexe Form – unsere Persönlichkeit.

Im Idealfall kann die Persönlichkeit durch neue Erfahrungen zeitlebens erweitert und vervollständigt werden.

Unsere Persönlichkeit zeigt immer unsere Erfahrungen mit der Welt und mit anderen Menschen auf. Haben wir beispielsweise erlebt, dass uns andere Menschen freundlich und wohl gesonnen begegnen, so werden wir vertrauensvoll und offen auf neue Menschen zugehen. Diese Haltung hat sich auf natürliche Weise, aus unseren bisherigen Erfahrungen heraus entwickelt. Haben wir jedoch laufend Erfahrungen gemacht, dass andere Menschen eher unfreundlich, vielleicht sogar verletzend sind, so werden wir viel distanzierter und vorsichtiger in neue Kontakte gehen. Aufgrund unserer Geschichte und Lebenserfahrung werden wir verschlossener sein.

Wir haben aus unseren Erfahrungen ein persönliches, inneres Wissen erworben. Mit der Zeit definieren und identifizieren wir uns mit diesen Inhalten.

Die Persönlichkeit beinhaltet unser Welt- und Selbstbild, beeinflusst unsere Haltungen und Einstellungen, unser Denken, Fühlen und Verhalten. Sie ist es, die unser weiteres Leben zum Großteil bestimmt.

Die Entwicklung der Persönlichkeit

Als Mensch entwickeln wir nicht nur eine äußere sondern auch eine innere Form.
Die äußere Form ist unser Körper, der sich im Laufe des Lebens immer weiter entwickelt und verändert. Die innere Form die wir entwickeln, ist unsere Persönlichkeit. Auch sie ist in der Lage sich immer weiter zu entwickeln und zu verändern. Je flexibler unsere Persönlichkeit ist, umso leichter wird es uns später im Leben fallen, mit den Ereignissen und Erfahrungen, die auf uns zukommen, umzugehen.

Während wir mit dem Körper bereits in die Welt kommen, baut sich die innere Form der Persönlichkeit jedoch erst später über die vorgefundene Umwelt auf.

In unserem Leben geht es von Anfang an um Entwicklung.

Ganz zu Beginn geht die primäre Entwicklungsenergie in das Körperwachstum. Wir brauchen den Körper, denn ohne Körper können wir hier auf der Erde nicht leben; daher bekommt der Köper anfangs die meiste Entwicklungsenergie.

Erst dann beginnt, parallel zur körperlichen Entwicklung, die persönliche Entwicklung.

Zu Beginn gibt es nur Erfahrungen.
Diese kommen und gehen.
Erst mit der Zeit beginnt sich ein Erinnerungsspeicher für diese Erfahrungen aufzubauen.

Dies können wir bereits am Säugling beobachten. Hat der Säugling anfangs ein Gefühl des Hungers, dann ist alles an ihm Hunger. Er schreit und ist nicht zu beruhigen, bis er etwas bekommt.  Mit der Zeit entwickelt der Säugling jedoch ein erstes Erfahrungswissen. Er beginnt erste Zusammenhänge zu erkennen. Der Säugling beruhigt sich bereits, wenn er die Mutter mit der Flasche sieht, oder auch nur hört, dass sie die Flasche in der Küche zubereitet. Erste Erinnerungsspuren und Zusammenhänge beginnen sich zu bilden.

An unseren Erfahrungen orientiert baut sich eine innere Form auf. Hat sich eine erste klare innere Form herausgebildet, entdeckt das Kind das “Ich”. Mit der Zuschreibung des "Ich" beginnt sich die Persönlichkeitsentwicklung rasch zu erweitern. Mit dem "Ich" bekommen Erfahrungen eine Zuschreibung, sie werden zu persönlichen Erfahrungen.

Wir beginnen uns mit den Inhalten unserer Erfahrung zu identifizieren.

Bezeichnenderweise beginnen Kinder in diesem Alter Identifizierungen förmlich zu suchen, um ihre persönliche Form immer konkreter werden zu lassen. Sie definieren sich als Junge oder Mädchen, mit ihrem Namen, ihrem Alter, ihren Eltern, Wohnort, Freunden, ihren Vorlieben, Spielzeug usw.

Der natürlichen Entwicklungsdrang zur Persönlichkeitsbildung

Es gibt einen natürlichen Entwicklungsdrang im Menschen, eine möglichst konkrete und klar abgrenzbare innere Form aufzubauen.

Immer mehr beginnen wir Dinge und Themen zu sammeln, die wir als zu uns gehörend betrachten.
Damit wird unsere persönliche innere Form zusehends konkreter. Andere Dinge oder Themen werden als nicht zu uns gehörend betrachtet. Wir grenzen uns davon ab und sehen diese Bereiche nicht als persönlich, als zu uns gehörend, an.
Diese Abgrenzung ist wichtig, denn sie hebt unsere eigene Form hervor. Die Abgrenzung beinhaltet beispielsweise Themen wie: ich bin ein Mädchen und kein Junge. Mein Vater geht jeden Tag in die Arbeit und bleibt nicht zu Hause. Ich mag Katzen aber keine Spinnen. Ich bin gut im Sport, aber schlecht in Mathematik. Wir definieren uns auch über emotionale Inhalte, die wir anhand unserer Erfahrungen lernen. Eine Erfahrung könnte z.B. sein:  die Mutter hält mich nicht aus, wenn ich wütend bin, aber sie mag mich, wenn ich brav bin. Also ist brav sein etwas Gutes und wenn ich brav bin fühle ich mich gut. Oder ich werde belohnt, wenn ich mithelfe, aber beschimpft wenn ich in den Tag hinein träume. Also lerne ich, dass ich mich gut fühle wenn ich arbeite und schlecht oder faul, wenn ich nichts tue.

Mit der Zeit beginnen wir uns auch mit unseren Verhaltensweisen, Einstellungen, Gefühlen, Werten, Fähigkeiten etc. zu identifizieren.

Viele Themenbereiche fließen in unsere psychische Form ein und formen unser Bild von uns selbst und der Welt immer weiter aus. Es bilden sich eigene, persönliche Muster und Konstrukte. Diese ergeben zusammen eine ganz individuelle Form, die eine eigene Dynamik besitzt. Die innerlich aufgebaute Form bestimmt, wie wir uns und die Welt wahrnehmen. Solche Muster können immer wieder erweitert werden, aber auch in bestimmten Bereichen erstarren bzw. fixiert werden.
 
Schwierig wird es, wenn wir unterschiedliche und widersprüchliche Informationen sammeln. So können wir u.U. erfahren, dass unser Vater ganz lieb mit uns ist, dann aber auch dass er sehr ärgerlich und böse mit uns ist. Damit haben wir zwei sich widersprechende Erfahrungen. In solchen Fällen braucht es eine innere Flexibilität der aufgebauten Struktur, damit wir lernen können, dass unser Vater sowohl gute wie auch schlechte Eigenschaften hat.

Weil wir normalerweise in einem gleich bleibenden Umfeld aufwachsen, machen wir immer wieder dieselben oder ähnliche Erfahrungen. Damit verstärken sich die inneren Muster. Haben wir in unserer Familie immer wieder die Erfahrung gemacht, dass wir aufgefangen und getröstet werden, wenn es uns schlecht geht, dann werden wir uns auch später Hilfe suchen, wenn wir welche brauchen. Wir werden uns vertrauensvoll auf die anderen Menschen verlassen können.

Je nachdem auf welches Umfeld wir treffen, bilden sich daher unterschiedliche persönliche Inhalte heraus. Es kann genauso gut ein anderes inneres Bild geformt werden. Erleben wir, dass wir jedes Mal Ärger bekommen, wenn es uns schlecht geht, werden wir diese Anteile von uns nicht mehr zeigen. Vielleicht weinen wir dann auch im Erwachsenenalter nur heimlich und zeigen niemanden wenn es uns schlecht geht.

Dies sind nur Beispiele von vielen Themen, mit denen wir in Kontakt kommen. Aus all diesen Themenbereichen und Anteilen bauen wir unsere Persönlichkeit auf. Im besten Fall entwickeln wir eine konsistente Persönlichkeit, welche noch flexibel genug ist, neue Inhalte aufzunehmen.

Hat sich die Persönlichkeit voll entwickelt, sind wir mit ihr identifiziert. Wir erleben sie nicht als eine innerlich aufgebaute Form oder Struktur, sondern als „ich bin so, das bin Ich.”

Weil dieser Prozess sehr früh in unsere Entwicklung beginnt, läuft er unbewusst ab. Erfahrungen geschehen und haben Auswirkung auf uns. Wir sind nicht in der Lage unsere frühen Erfahrungen selbstreflexiv anzusehen. Daher sind solche persönlichen Themenbereiche für uns anfangs unumstößlich und unantastbar. Sie sind einfach so, die Welt ist so und wir sind so. Wir hinterfragen die aufgebauten Muster, Strukturen und Bilder nicht.

Später werden uns einige dieser Einstellungen und Haltungen klarer zugänglich sein, andere wiederum bleiben verborgen und wirken auf uns ein, ohne dass wir sie als gleich bleibende Muster erkennen. Wir leben und identifizieren uns mit der aufgebauten Form der Persönlichkeit und viele Muster sind völlig automatisiert.

G. hatte so einen automatisch wirkenden Persönlichkeitsanteil. Immer wenn es eine Krise gab, Stress aufkam, wurde sie ganz ruhig und begann sehr geplant und strukturiert die Dinge zu ordnen und darauf zu reagieren. Erst nachdem die Krise vorbei war, bekam sie wieder Kontakt zu ihren Gefühlen und spürte die Auswirkungen dieser Situation.
 
Wie wir sehen, können solche Persönlichkeitsanteile sehr günstig und brauchbar für unser Leben sein. Können wir eine sozial und persönlich geeignete Persönlichkeitsform aufbauen, stellt sie kein Problem dar. Wir können uns mit unserer aufgebauten inneren Form, der Welt und ihren Gegebenheiten anpassen und darauf reagieren.
Doch nicht immer bauen wir in allen Bereichen brauchbare innere Muster auf.

Daher gibt es auch Anteile unserer Persönlichkeit, die uns Schwierigkeiten bereiten, uns belasten.

Immer wenn sich F. gekränkt fühlte, begann sie sich zu wehren und die anderen anzugreifen. Diese verteidigten sich auch und schlugen verbal zurück. Was F. schlussendlich nur noch mehr und tiefere Verletzungen einbrachte. Sie wollte sich vor weiteren Verletzungen schützen, doch sie führte mit ihrem Verhalten unbewußt zusätzliche Verletzungen hervor. Weil sie sich ihr eigenes Verhaltensmuster nicht bewusst war, wiederholte sie es laufend und litt sehr darunter.

Entwickeln wir innere Formen der Persönlichkeit, die sich mit der vorgefundenen Welt nicht oder nur schlecht vertragen, dann bereitet uns die aufgebaute Persönlichkeit Probleme. 

Der Einfluss und die Auswirkungen der Persönlichkeit

Die Fehler- und Störanfälligkeit des Persönlichkeitsaufbaus

Der Aufbau der inneren Form der Persönlichkeit ist in sich Fehler- und störanfällig.
Wir treffen nicht auf vollkommen authentische Menschen, auf ein authentisches Umfeld. Wir treffen auf unsere Eltern, Verwandte, Freunde, auf Menschen im Umfeld, die ebenso gelernt haben, aus ihrer gebildeten Persönlichkeit heraus zu reagieren. Damit finden wir immer auch ein Umfeld vor, das in gewissen Bereichen mehr oder weniger in der eigenen Geschichte verstrickt ist. Es wird immer Unklarheiten, Ambivalenzen, Missverständnisse, fehlendes Verständnis, fehlende Empathie und gewisse Unvollkommenheiten geben, auf die wir treffen werden.

Somit sind wir in der Entwicklung unserer Persönlichkeit immer in einem gewissen Grad eingeschränkt.

Wir mögen uns zwar relativ frei entwickeln dürfen, aber wirklich vollkommen frei sind wir nie. Neben den persönlichen Beschränkungen der Menschen in unserem Umfeld gibt es noch die äußeren Beschränkungen. Das Wertesystem der Gesellschaft, die Normen und Geschichte der Kultur, der soziale Status der Familie. Vieles übt Einfluss auf uns aus.

Zudem haben die eigenen Möglichkeiten und Beschränkungen Einfluss auf unsere Entwicklung.

Kommt ein Mensch blind zur Welt, wird er andere Erfahrungen machen als ein Mensch der sehen kann. Ist ein Mensch entwicklungsverzögert oder autistisch, wird er wieder andere Erfahrungen machen. Kinder, die im gleichen Familienklima aufwachsen, können Erfahrungen völlig anders erleben und verarbeiten als ihre anderen Geschwister. Manche Kinder sind sensibler als andere, manche mehr nach innen bezogen, andere nach außen, manche eher emotional orientiert, andere wieder eher kognitiv oder körperlich. Auch die mitgebrachten Gaben des Kindes spielen eine Rolle bei der Entwicklung der Persönlichkeit.

Die Prägung der Persönlichkeit

Die persönliche Form wird von den eigenen Möglichkeiten und dem vorgefundenen Umfeld geprägt.

Die eigenen Möglichkeiten und Beschränkungen haben einen Einfluss auf die Bildung der Persönlichkeit.

Der Einfluss des Umfeldes, das wir vorfinden, ist allerdings viel dominanter.

In unseren ersten Jahren werden wir von diesem Umfeld geprägt und entwickeln eine Form, welche dieses Umfeld widerspiegelt. Daher geschieht es relativ häufig, dass wir Muster unserer Eltern in unsere Persönlichkeit übernehmen. Genauso kann es geschehen, dass wir uns gerade von den elterlichen Mustern massiv distanzieren müssen und in die Gegenrichtung gehen.

Dies wäre der Fall, wenn wir eine sehr ordnungsliebende Mutter haben und uns ebenso Ordnung oder sogar Perfektion wichtig ist. Dann übernehmen wir die gleichen Werte und Muster. Hatten wir jedoch beispielsweise einen alkoholkranken Vater und daraufhin eine Abwehr gegenüber Alkohol entwickelt, dann gehen wir in die Gegenposition.

Bei beiden Formen wurde unsere Einstellung, unser Verhalten, massiv vom Verhalten der Eltern geprägt und beeinflusst. Dabei ist es egal ob wir genau das gleiche machen oder  genau das Gegenteil davon.

Wir sind nicht mehr in allen Entwicklungsrichtungen frei sondern reagieren aufgrund eines vorgefundenen Umfeldes. 

Die Persönlichkeit als Orientierungsrahmen und Beschränkung

Die Persönlichkeit gibt uns einen Orientierungsrahmen vor, der uns schützt und hilft jedoch gleichzeitig auch eine Beschränkung darstellt.

Die Persönlichkeit stellt immer einen Orientierungsrahmen dar, innerhalb dessen wir uns bewegen. Sie erleichtert uns den Umgang mit dieser komplexen Welt, weil wir automatisch auf bereits erworbenes Wissen und vorhandene Verhaltensmuster zurückgreifen können. Aufgrund der aufgebauten Persönlichkeit können wir sehr effizient auf alltägliche Anforderungen reagieren.

Gleichzeitig limitiert sie jedoch auch unser mögliches Erfahrungspotential. Wir sind mit einigen Bereichen identifiziert und nicht mehr in allen Bereichen offen für Neues. Haben wir bspw. den Persönlichkeitsanteil aufgebaut, dass wir sehr aktive und arbeitsliebende Menschen sind, dann müssen wir Faulheit, Passivität, sinnloses Tun usw. von uns fernhalten. Denn das passt nicht in unser Selbstbild. Solche Züge können und dürfen wir dann nicht haben. Damit stellen die jeweiligen Inhalte der Persönlichkeit eine Limitierung unseres möglichen weiteren Erfahrungspotentials dar. Wir sind nicht mehr in allen Bereichen offen für neue Erfahrungen.

Wie der Rahmen eines Bildes gibt uns die Persönlichkeit eine klare Grenze vor. Diese klare Grenze hilft und schützt uns. Sie gibt  uns eine Orientierung und Struktur. Sie zeigt uns auf: das sind wir, das gehört zu uns und das sind wir nicht, das gehört nicht zu uns, ist außerhalb von uns.
Sie ist es, die uns ein erstes Erkennen ermöglicht und eine innere Stabilität gibt. Ohne klare innere Grenzen würden wir uns selbst verlieren.

Die Überwindung der Persönlichkeitsgrenzen

Geraten wir an die persönlichen Grenzen kommen wir in Kontakt mit der Angst.

Kommen wir an den Rand unseres persönlichen Rahmens, so spüren wir seine Begrenzungen.

Dies können wir in neuen und ungewohnten Situationen erfahren. Kommen wir an unsere persönlichen Grenzen, dann kommen wir häufig in Kontakt mit Unsicherheit, Angst oder Schuldgefühlen.

Wir sind an die Grenzen der aufgebauten inneren Form der Persönlichkeit gelangt und betreten Neuland.

Damit tauchen Angst und Unsicherheit auf. In solchen Momenten wissen wir nicht ob wir gefährliches oder friedliches Land vorfinden werden. Wir wissen nichts darüber, kennen uns nicht aus.

Schuldgefühle kommen eher dann auf, wenn wir an die Grenzen unserer erlernten Normen und Wertungen geraten.

Somit weisen uns Unsicherheit, Angst und Schuldgefühle häufig darauf hin, dass wir uns gerade in unseren persönlichen Grenzengebieten befinden.

Wenn zwei Persönlichkeiten aufeinandertreffen

In normalen Beziehungen treffen immer zwei Persönlichkeiten aufeinander.

Im Kontakt mit anderen Menschen wird unsere Persönlichkeit aktiv. Sie ist durch andere Menschen entstanden und wird durch andere laufend aktiv. Menschen, Kontakte und Beziehungen rufen immer Anteile unserer eigenen Geschichte ab. Denn wir selbst sind es, die diese Erfahrungen bewerten, interpretieren und sie mit den Augen unserer Geschichte wahrnehmen. Dadurch wirkt unsere Vergangenheit in die Gegenwart hinein.
In Beziehungen können wir dies wunderschön beobachten.

In der ersten Zeit der Verliebtheit ist alles oft harmonisch und toll, wir bemühen uns lieb und aufmerksam zu sein. Doch leben wir längere Zeit in einer Beziehung, kommen unsere alten Themen, Muster und Anteile immer mehr hervor. Sie wirken sich auf unsere Partnerschaft aus und beeinflussen sie. So wie auch die Anteile des Partners ihre Wirkung entfalten.
Aus diesem Grund kommt es häufig in Beziehungen zu Missverständnissen.

Oberflächlich betrachtet mögen wir eine gleiche gemeinsame Erfahrung machen. Doch wir interpretieren sie ganz anders und nehmen sie anders wahr als der andere.
Jeder reagiert aus seiner inneren Form heraus, ordnet sie in sein Erfahrungsraster ein. Keiner ist vollkommen offen, wertfrei und neutral.

In seltenen Momenten, wenn wir alleine sind oder ganz in einer Sache aufgehen, können wir spüren, dass die Persönlichkeit nicht aktiv ist.

Es sind Momente, wo wir in einer Handlung oder im reinen Sein einfach nur aufgehen. Momente, wo wir weder konkret denken noch fühlen. Die Werte, Normen, das was wir glauben das uns ausmacht, wer wir sind, scheint in solchen Momenten nicht vorhanden oder relevant zu sein. Wir fließen in einem offenen Erfahrungsstrom.

Wenn wir uns persönlich betroffen fühlen

Sind wir persönlich von etwas betroffen, dann spüren wir die konkreten Auswirkungen der Persönlichkeit.

Menschen, Dinge, Situationen und Themen lassen uns nicht kalt. Wir spüren eine Affinität, eine Anziehung oder Ablehnung dazu.

In solchen Momenten kommen wir in Kontakt mit unserer Persönlichkeit.

Ähnliche Muster, Einstellungen und Verhaltensweisen eines Menschen rufen in uns eine Sympathie hervor. Wir erkennen eine Ähnlichkeit, haben Verständnis für solche Menschen, fühlen uns ihnen nahe. Andere Einstellungen, Verhaltensweise oder Muster rufen eine negative Bewertung, Unverständnis bis hin zu einer Antipathie in uns hervor. Solche Menschen lösen meist sehr wenig Verständnis in uns aus. Obwohl uns dies selten so bewusst ist, sind dies Indikatoren, dass unsere persönliche Struktur gerade aktiv ist.

Die meisten Gefühlsregungen entspringen unserer Persönlichkeit.

Fühlen wir beispielsweise eine Enttäuschung, dann nur, weil wir gehofft haben, dass ein anderes Ergebnis erzielt wird. Eine Enttäuschung zeigt uns mehr über unsere eigenen Einstellungen, unsere persönlichen Annahmen oder Wünsche auf, als über irgendjemand anderen.
Empfinden wir Schuldgefühle so zeigt uns dies nur, dass wir gerade unser Verhalten, Fühlen oder Denken negativ bewerten. Würden wir den gleichen Inhalt positiv oder neutral bewerten, könnten keine Schuldgefühle auftreten.

Im Grunde kann man zusammenfassend sagen, in allen Momenten wo etwas persönlich ist, haben wir die Möglichkeit, unsere Persönlichkeitsform zu erfahren und dadurch zu erkennen.

Ich habe jetzt den Blog Erkenntnisse von der Couch eröffnet. Dort finden Sie weitere interessante Beiträge, wie beispielsweise Vorsicht: Burnoutgefahr! oder die Beitragsserie "Wenn Liebe weh tut". Hier geht es zum ersten Teil dieser Serie: Wenn Liebe weh tut - Bedrohliche Nähe.

©  Mag. Brigitte Fuchs